Noch können die Gänse fröhlich schnattern. Für viele von ihnen wird aber bald das letzte Stündlein schlagen. Zu Martini (11.11.) wartet das Bratrohr auf sie. Sie büßen, weil einst ihre Artgenossen den Schnabel nicht halten konnten. Als in Gallien stationierter römischer Offizier hatte sich Martinus mildtätig und gottgefällig gezeigt, hatte seinen Mantel mit einem Bettler geteilt. Nach seinem 25-jährigen Armeedienst wählte er ein bescheidenes Leben als Mönch. 371/372 wollte er sich dem Ruf auf den Bischofsstuhl von Tours entziehen und versteckte sich während der Wahl in einem Gänsestall. Doch das Federvieh verriet ihn. Chlodwig, der erste christliche Frankenkönig, erhob Martin zum Nationalheiligen und Schutzherrn der fränkisch-merowingischen Könige. Die nachfolgenden Karolinger dehnten ihre Macht so weit aus, dass Martin zum Patron Europas wurde. Wenn an seinem Gedenktag die drei Regierungspräsidenten von Unter-, Mittel- und Oberfranken seit 1985 alle Jahre den Frankenwürfel, die höchste Auszeichnung des Volksstamms, an im besten Sinne besonders wendige, witzige und widersprüchliche Personen verleihen, dann servieren sie den Geehrten stets einen Gänsebraten mit Blaukraut und Kartoffelklößen. Letztere zählen ebenso wie Bratwürste und Lebkuchen zu den „kanonisch-fränkischen Speisen“. In ihren historisch-kulturellen Kontext werden sie seit 18.10.2018 in den Blick genommen in den Museen im Alten Schloss in Neustadt an der Aisch. Diese Sonderausstellung über „Ernährung in Franken von der Antike bis zur Gegenwart“ ist überschrieben: „Festtagsschmaus und Einheitsbrei“. Sie läuft nur bis 11.11.2018. Die Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr. (Siehe: www.museen-im-alten-schloss.de.)