Zwei der sechs Bögen und einen Pfeiler der – heute alten – Lohrer Mainbrücke sprengten Mitglieder des deutschen Volkssturms in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Die über den Spessart vordringenden alliierten Truppen sollten aufgehalten werden. Als erste hatte eine amerikanische „Task Force” unter Führung von Major Abraham Baum am 27. März 1945 Lohr erreicht. Die Kampfgruppe, ein Vorkommando ohne offizielle Deckung, wollte gar nicht über den Main. Sie setzte ihren Weg über Gemünden nach Hammelburg fort, um im dortigen Lager die Kriegsgefangenen zu befreien. Einer von ihnen soll der Schwiegersohn des bekannten und äußerst erfolgreichen Generals George S. Patton gewesen sein, in dessen Auftrag Ab Baum gehandelt haben soll. Patton war nach dem Krieg für ein knappes halbes Jahr Militärgouverneur von Bayern.
Die Lücke der Lohrer Brücke wurde mithilfe von Beton und einer Sandsteinverkleidung geschlossen. Am 25. Mai 1946 war sie wieder passierbar. Als sie am 26. September 1875 durch den Würzburger Bischof Johann Valentin von Reissmann ihrer Bestimmung übergeben worden war, hatte man gereimt: „Vereint durch dieser Brücke Band reichen Spessart sich und Frankenland für immerdar die Brüderhand.”
Die nutzlose Zerstörung der 70 Jahre zuvor unter größten finanziellen Anstrengungen errichtete Mainbrücke (dafür waren im Stadtwald rund 33 000 Eichenstämme geschlagen worden) war ein zu reparierender Schaden. Aber heute, 2. April 2020, vor genau 75 Jahren forderte der Fanatismus der Nationalsozialisten noch ein Menschenopfer: Der am Lohrer Krankenhaus dienstverpflichtete Landarzt Carl Valentin Brand aus Rothenbuch wollte den Amerikanern mit einer weißen Fahne entgegengehen, um einen Beschuss der Stadt zu verhindern. Die Gestapo verhaftete ihn. Nach einem Standgerichtsverfahren wurde er noch am gleichen Tag erschossen.