Argentinien, das Heimatland von Papst Franziskus, hat diesem auf höchst ungewöhnliche Weise mit einer Karikaturen-Ausstellung zum 81. Geburtstag am 17. Dezember 2017 gratuliert – und zwei „Grußkarten“ kamen aus Mainfranken. Der Lohrer Roland Schaller hat den Heiligen Vater hierfür als begeisterten Tangotänzer dargestellt, der er nach eigenem Bekunden als junger Mann war, damals freilich unter seinem Geburtsnamen Jorge Mario Bergoglio. In weißer päpstliche Soutane führt er nun die Friedenstaube mit einer flotten Sohle übers Parkett. Und auf der anderen der Zeichnungen im A4-Format lässt ihn der in Schwaden aufsteigende Weihrauch euphorisch werden.
Schaller konnte vor ein paar Monaten selbst schon 75. Geburtstag feiern. Im Hauptberuf war er Kunsterzieher am Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium Lohr. Als er 1987 die Gruppe SpessART mitgründete, war er bereits Mitglied anderer Vereinigungen von Kunstschaffenden und sollte es noch bei weiteren werden. Er brachte und bringt seine Talente überregional und international ein; im Würzburger Domkreuzgang war beispielsweise 2010 seine „Apokalypse“ zu sehen. Nach der erfolgreichen Teilnahme an der „38. Salão internacional de humor“ in Piracicaba (Brasilien) erhielt er eine weitere Einladung aus Südamerika. Zusammen mit Künstlern aus insgesamt 42 Ländern durfte er mit jenen beiden hintersinnigen Bildern zu einer ab 11. Dezember 2017 in der Ehrenhalle des Parlaments in Buernos Aires laufenden Schau zur Würdigung des Oberhauptes der katholischen Christenheit beitragen. Dabei ist, wie Schaller offen zugibt, die Karikatur gar nicht sein Schaffensschwerpunkt: „Zwei Hauptbereiche bestimmen mein Werk: die menschliche Figur und die Darstellung von vergangenen Kulturspuren, die aus meinen Reisen resultieren. Die menschlichen Figuren finden Gestalt in Form von Zeichnungen und die Kulturspuren sind sogenannte Assemblagen, also eine Kombination von Malerei, Collage und der Hinzufügung von Fundstücken.“ Seinen Stil beschreibt Roland Schaller als expressiv bis abstrakt.
Seine Papst-Motive hat er aus den speziellen Eigenschaften Franziskus’ heraus entwickelt: Ein Mensch, der Freude am Leben vermittelt. Ihn mit einer weiblichen Tanzpartnerin agieren zu lassen, schien Schaller als zu banal: „Wegen seinen Friedensmissionen wählte ich die Taube mit dem Palmenzweig im Schnabel. Die Idee mit dem Weihrauch kam mir spontan, da der Geruch die Sinne aktiviert und damit auch zum Tanzen animieren kann. Der Knoten im Regenbogen symbolisiert den Spaß daran.“ Ausgeführt hat der Künstler das ganze mit schwarzem Filzstift und mit wasservermalbaren Farbstiften. Aus kompositorischen Gründen hat er die Schuhe rot gemacht, obwohl er genau weiß, dass Franziskus solche ablehnt.
Nicht nur bei sensibler Satire bedenkt Roland Schaller jeden Strich. Besonders bei seinen kirchlich-religiösen Arbeiten beschäftigt er sich tief mit den theologischen Inhalten und der Bedeutung von Farben und Formen. So hat er, nachdem er 2015 ohne Honorar für die Lohrer Pfarrkirche St. Michael eine Bronzeplastik mit dem Titel „Offenbarung“ verwirklichte, auf Bitten des Stadtpfarrers noch ein Glasfenster zum Thema „Der brennende Dornbusch“ entworfen, auf das man gespannt sein darf …