Dieser zum Nachdenken anregende Weg mit der vielsagenden Bezeichnung „BlickWechsel“ soll sowohl Einheimischen als auch Gästen zu neuen Aus- und Einsichten verhelfen. Er führt durch fast ganz Gädheim und teilweise um die neue Siedlung herum. Das Dorf liegt ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Schweinfurt und Haßfurt.
Diakon Bernd Wagenhäuser, Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft Theres, betont, dass Abschnitte des Besinnungswegs auch als Feierabendrunde und für den Sonntagsspaziergang oder als Abstecher vom Main-Radweg taugen. Die komplette Runde nimmt zwei bis drei Stunden in Anspruch. Wer sie geht, soll nicht nur die Landschaft, sondern vor allem sich selbst mit Weit- und Umsicht wahrnehmen.
Einkehr und Austausch
Texttafeln und eine am Rathaus am Eingang vom Dorfplatz in die Bachgasse kostenlos erhältliche, 48-seitige Broschüre regen an zur persönlichen Einkehr und – falls in einer Gruppe unterwegs – zum Austausch untereinander. QR-Codes verlinken per Smartphone zur Website www.blickwechsel-hassberge.de. Sogar Führungen bieten auf Anfrage im Pfarrbüro (09521 8249) alle aus dem Quintett, das den „BlickWechsel“ ersann. Das sind neben Wagenhäuser der Diakon im Nebenamt Werner Dotterweich aus Pusselsheim sowie die Ehrenamtlichen Doris Scheller-Gräf aus Ottendorf, Franziska Gräf-Schmitt aus Untertheres und Julia Weppert aus Wonfurt. Sie bilden das Firmvorbereitungsteam der aus insgesamt zehn Ortschaften bestehenden Pfarreiengemeinschaft. „Kaum zu glauben“ hieß das Team ursprünglich. Aufgrund seiner Begeisterung für den neuen Weg nennt es sich der Einfachheit halber jetzt ebenfalls „BlickWechsel“.
Ab 2017 lud das Team jedes Jahr die Firmlinge und deren Angehörige ein auf einen „Pilgerweg“ durch Obertheres, um ihrem Glauben im Alltag nachzuspüren. Bernd Wagenhäuser berichtet: „Beflügelt durch das Lob, das wir fünf erfuhren, überlegten wir uns, einen ähnlichen, fest zu installierenden Weg in einer weiteren Pfarrei zu konzipieren.“ Vor genau drei Jahren hätten sie ihre Ideen gesammelt, erinnert er sich. Der Bürgermeister der Gemeinde Gädheim habe sofort seine Unterstützung zugesagt. Das Projekt habe letztlich durch einen 80-prozentigen Zuschuss auf die Nettokosten aus dem Regionalbudget der interkommunalen Allianz „Main und Haßberge“ im Zuge einer sogenannten Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) finanziert werden können. Zudem hätten sich die mit der grafischen Gestaltung und dem Druck beauftragten Kommunikationsdienstleister in einem viel höheren Maß engagiert, als sie verrechneten. So habe die Pfarreiengemeinschaft selbst lediglich rund 1000 Euro aufbringen müssen für zehn Tafeln und eine Hefterstauflage von 1000 Stück.
Impulse an elf Stationen
Wegen den Corona-Beschränkungen verzögerte sich die offizielle Eröffnung des „BlickWechsel“-Wegs. Am 20. August 2021 stellten die kreativen Köpfe ihn samt stimmiger Gebete, Lieder und Impulse der Bevölkerung vor. In Kürze soll die Route noch mit Schildchen markiert werden. Vorerst dient ausschließlich ein Luftbild in der Broschüre und im Internet der räumlichen Orientierung – vermittelt Einblick und Durchblick, Weitblick und Himmelblick, um Gott besser schätzen und das eigene Verhältnis zu ihm bewusst kennenzulernen.
Elf Stationen stehen zur Verfügung, um zu veränderten Sichtweisen zu gelangen. Die letzte, gleichsam der Höhepunkt, ist die Pfarrkirche; das Patrozinium von St. Fabian und Sebastian wird am 20. Januar beziehungsweise am folgenden Sonntag gefeiert.
Der Rundgang beginnt am Bach, der in Gädheim ohne Namen auskommt. Im übertragenden Sinn ist die Rede vom „Fluss des Lebens“ und von der „Lebensreise“. Die Frage ist, was man zurück lässt, wenn man auf- und ausbricht aus der Gewohnheit. Und: „Wie gehe ich Neues an? Zaghaft oder risikobereit?“
Vorbei am Kindergarten, wo die jungen Menschen nach und nach eigenständig werden und gleichzeitig merken, wie gut es tut, jemanden an seiner Seite zu haben, folgt ein Aufstieg über eine lange Treppe („Stufen des Lebens“) zur Grotte mit einer Lourdesmadonna. Klar wird: „Heilig ist alles, was mich in Berührung mit Gott bringt. Und was mir heilig ist, will ich nicht missen.“
Am Funkmast: „Wir alle sind Teil eines riesigen Netzwerks. Wie halte ich Verbindung und zu wem? Bin ich auf Empfang?“ Weiter zum Kinderspielplatz. Wer wippt, der versteht: „Dein Gegenüber ist Teil des Auf und Ab.“
Das Leben kosten
Auf dem höchsten Punkt („Gipfelerlebnis“) am Hochbehälter der gemeindlichen Wasserversorgung schweift der freie Blick in die Ferne. Details verschwimmen. Es wird einem bewusst, wie klein und vergänglich man ist.
Ein Stück unterhalb trotzt ein Wengert der Bebauung um ihn herum; die Rebstöcke symbolisieren Heimat und Genuss. Doch es gibt auch Durststrecken. Vom Weinberg aus führt die Straße steil abwärts. Es herrscht Gefahr, sich an der Schnelligkeit zu berauschen. Das erfordert Achtsamkeit.
In der Dorfmitte hinter dem historischen, früheren Rathaus in Fachwerkbauweise befindet sich ein tiefer Brunnen, der hell ausgeleuchtet werden kann. Er verdeutlicht: „Wer Vertrauen hat in die Zukunft, in Gott, kann hinter allem ein Licht entdecken.“ Wer schließlich die barocke Kirche über dem Altort erreicht, kann sich „zu Hause bei Gott“ fühlen.
Weitere derlei Erfahrungen in der näheren Umgebung sind möglich: Die „BlickWechsler“ haben bereits das nächste Projekt gestartet. Sie sind gerade dabei, in den zehn Orten der Pfarreiengemeinschaft Theres je einen außergewöhnlichen Besinnungspunkt auszuweisen unter dem Motto „10 x anders – besonders x 10“.
| Fotos: B. Schneider
Mein Weg führt öffters zur Mariengrotte!
Es ist sehr schade dass die Mariengrotte nicht öffentlich zugänglich ist, auserdem ist sie in einem ungepflegten zustand
da sie von den Besitzern nicht geplegt wirt!