War er bereits der Wegbereiter des späteren Bauernkriegs von 1525? Ihm gefiel unter anderem die Idee des Gemeineigentums. Er klagte an, wenn die Herrschenden Wasser predigten, aber selbst Wein tranken. Er spürte früh, was es hieß, besitzlos zu sein. Zur Welt kam er Mitte des 15. Jahrhunderts in dem Dorf Helmstadt bei Würzburg als Hans Böhm – als Pfeiferhannes von Niklashausen kennt ihn heute die Welt.
Der Name Böhm oder Behem lässt vermuten, dass Hansens Vorfahren während der Hussitenkriege von 1415 bis 1435 als Flüchtlinge von Böhmen ins Frankenland kamen. Hans war Waisenkind, musste sich als Viehhirte verdingen, spielte wohl nicht nur auf der Weide mit verschiedenen Instrumenten auf; auf Festen schlug er die Pauke.
Mutter Gottes wies den Weg
Schließlich hatte Hans Böhm ein Berufungserlebnis: Ihm erschien die Mutter Gottes. Fortan verkündete er, die Jungfrau Maria habe ihm eingegeben, jeder solle von seinen Sünden Abstand nehmen, dem Besitz entsagen und nach Niklashausen pilgern, wohin Papst Innozenz VI. schon 1354 wegen des wundertätigen Muttergottesbildes einen Ablass gegeben hatte. Außerdem rief Böhm nach sozialer Gleichheit unter allen Menschen sowie Gottes Strafgericht über Eitelkeit und unersättliche Gier der Mächtigen.
Er sprach dem Volk aus der Seele, wurde schnell landauf und landab bekannt als Pfeiferhannes. In nur drei Monaten soll er mehr als 70 000 Anhänger gewonnen haben. Im Juni 1476 soll ein riesiges Feldlager bei Niklaushausen aus rund 40 000 Wallfahrern bestanden haben. Würzburg hatte damals etwa 5000 Einwohner.
Sieger in theologischen Duellen
Der Obrigkeit gefiel dieses Treiben freilich nicht. Der Würzburger bischöfliche Rat Kilian von Bibra schickte routinierte, bibelfeste Glaubensbrüder, die den Pfeiferhannes als Scharlatan entlarven sollte. Aber in allen Rededuellen zeigte der Laie rhetorisches Können.
Es wurde das Gerücht geschürt, bäuerlicher Aufruhr mache sich breit. Bischöfliche Reiter setzten den vermeintlich falschen Propheten fest, schafften ihn nach Würzburg, wo er als Ketzer angeklagt und zum Tod verurteilt wurde. Nicht einmal 20-jährig starb der Pfeiferhannes auf dem Scheiterhaufen und soll dabei mit heller Knabenstimme Marienlieder gesungen haben.
Kunstwerk am Sterbeort Schottenanger
Während in Hans Böhms Heimat Helmstadt auf dem Platz vor dem Rathaus eine Statue aus weißem Muschelkalk steht, erinnert an seinem Sterbeort auf dem Würzburger Schottenanger eine dreieinhalb Meter hohe Rotsandsteinsäule mit Bronzefries an den Verbrannten; vier Reliefs berichten von einem kurzen, aber bewegten Leben. Der Kronacher Bildhauer Heinrich Schreiber hat das Kunstwerk 2001 geschaffen, der ehemalige Würzburger Oberbürgermeister Klaus Zeitler hat es gestiftet. Die Helmstadter Statue steht dort seit 2007 und stammt von dem Marktheidenfelder Bildhauer Erich Gillmann.
In Niklashausen wurden gar ein Museum im ehemaligen Rathaus eingerichtet und zwei Gedenktafeln für den Pfeiferhannes angebracht. Seit 2014 gibt es obendrein den Pfeifer-Rundwanderweg, initiiert und umgesetzt von dem örtlichen Geschichts- und Kulturverein „Der Pfeifer“. Die Strecke beträgt etwa fünf Kilometer. Start und Ziel des Rundkurses ist der Parkplatz in Richtung Neubrunn.
| Fotos: B. Schneider