Gipfelglück im Hofheimer Land

Dicht und abwechslungsreich! Diese Charakterisierung trifft sowohl für den neuen Stadtrundgang durch Hofheim in Unterfranken zu als auch für die nahe Ostheimer Streifberg-Tour.

Gemeinsam füllen die beiden Wege einen Ausflugstag. Einzeln eignen sie sich als Sonntagsspaziergang oder sie sorgen für Entspannung am Feierabend. Thematisch steckt ganz viel in den nicht gerade ausschweifenden Strecken. Die Tour in der Natur verwöhnt zudem dank Gras und Laub mit „federnden“ Untergrund sowie mit herrlichen Ausblicken auf den Haßbergtrauf bis hinauf in die Rhön; Panoramatafeln benennen die Fixpunkte im Hofheimer Land.

Die Literaturangaben variieren, ob sich der Wanderpfad vor den Toren Hofheims – teilweise über Treppen – bis auf 310 oder 317 Meter nach oben schraubt. Der Höhenunterschied vom Dorf Ostheim aus bis zum Streifberggipfel beträgt maximal 80 Meter. Die nicht einmal vier Kilometer des Rundkurses sind auch für Familien mit Vorschulkindern leicht zu meistern.

Gut ausgeschildert ist die nicht ganz vier Kilometer lange Ostheimer Streifberg-Tour. Die runde beginnt und endet am Friedhof oberhalb des Dorfes.
Gut ausgeschildert ist die nicht ganz vier Kilometer lange Ostheimer Streifberg-Tour. Die runde beginnt und endet am Friedhof oberhalb des Dorfes.
Der weite Blick auf den Haßbergtrauf entlohnt für den Aufstieg auf knapp 320 Meter. | Foto: B. Schneider
Der weite Blick auf den Haßbergtrauf entlohnt für den Aufstieg auf knapp 320 Meter. | Fotos: B. Schneider

Der Spaziergang durch Hofheim ist nochmal ein Stück kürzer. Die Besucher würden hier „fränkischer Beschaulichkeit“ begegnen, ist auf verschiedenen Websites zu lesen. Das ursprüngliche Stadtbild sei „unverfälscht erhalten“. Hofheim liegt an der Deutschen Fachwerkstraße. Hervorgehoben wird die Gastwirtschaft „Fränkischer Hof“ wegen seiner Wappenschilde auf der Fassade. Ferner die Apotheke am Kirchplatz, weil sie das älteste bekannte Bürgerhaus im Landkreis Haßberge sein soll. Das Gebäude wurde 1463 als Zehnthof der Truchsesse von Wetzhausen errichtet. Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen zu Bettenburg, 1755 geboren, gilt als der „letzte Ritter Frankens“. Er und manch Hofheimer Original versetzen Interessierte in vergangene Zeiten, indem sie per QR-Codes auf Stelen aus ihrem Leben erzählen.

Zentral ragt die spätgotische katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer mit ihrem 1593 angefügten Turm auf, während die evangelische Christuskirche 1964/65 in die Wohnsiedlung „Am Sännig“ postiert wurde. Die Kreuzkapelle vor dem östlichen von insgesamt drei Torhäusern, die ehedem als Zoll- und Kontrollstätten fungierten, geht auf ein Pestgelübde Anfang des 17. Jahrhunderts zurück.

Die neugotische Ausstattung der Hofheimer Stadtpfarrkirche wurde erst 1987 erworben. Der Hochaltar wird allerdings von spätgotischen Holzplastiken flankiert.
Die neugotische Ausstattung der Hofheimer Stadtpfarrkirche wurde erst 1987 erworben. Der Hochaltar wird allerdings von spätgotischen Holzplastiken flankiert.

Im Goßmannsdorfer Tor zeigen Urkunden und Schriften, Orden und sonstige Auszeichnungen sowie historisches Verbandsmaterial die früheren Aufgaben des Roten Kreuzes. Es steht sogar die vollständige Buchreihe des Suchdienstes für vermisste Soldaten und Zivilpersonen des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung. Kontakt: Lydia Rath, 09523 323, und Christa Meinlschmidt, 09523 6313.

Eisenbahnsouvenirs aus aller Herren Länder sowie eine Sammlung von mehr als 70 Dienstmützen bietet die Familie Lehmann, 09523 1305, in ihrem Museumsbahnhof. Nach Stilllegung der ab 1892 betriebenen, eingleisigen, etwa 15 Kilometer langen Lokalbahn zwischen Haßfurt und Hofheim haben der letzte hiesige Bahnhofsvorsteher Emil Lehmann und die letzte Bahnagentin Elfriede Lehmann ihn 1976 eröffnet. Jederzeit kostenlos zugänglich ist das Außengelände mit Signalen, Lok und Waggons. Leider fehlt der rote Schienenbus, das „Hofheimerle“, der vor allem Generationen von Schülern beförderte.

Für den DB-Fahrdienstleiter Rudolf B. am Ende seines Berufslebens eine Rückkehr zu den Anfängen: In Hofheim hatte er seinen ersten Einsatz als Rangierer.
Für den DB-Fahrdienstleiter Rudolf B. am Ende seines Berufslebens eine Rückkehr zu den Anfängen: In Hofheim hatte er seinen ersten Einsatz als Rangierer.

Eine Hofheimerle-Haltestelle befand sich zwischen Rügheim und Ostheim. Auf der anderen Seite, also südöstlich, der letzteren Ortschaft erhebt sich im Naturpark Haßberge der Streifberg. Der Name rührt wohl daher, dass sich rundherum schmale Flurstreifen hangwärts ziehen. Offiziell trägt die Erhebung die unspektakuläre Bezeichnung Ostheimer Hügel. Mancher sprach vom Wolfshügel, was sicherlich zwei Jahrhunderte lang nicht mehr zutraf. Dafür bürgerte sich ab 1800 der Begriff Ölberg ein, zumal dort die Ostheimer Familie Scheuring eine steinerne Figurengruppe wie im Garten Gethsemane stiftete: der betende Jesus, die schlafenden Jünger Petrus und Jakobus sowie ein wachender Engel. Obwohl sie 1980 und 2009 saniert wurden, sind sie nun wieder ein Fall für den Restaurator; beispielsweise hat der Gottessohn Gesicht und Unterarme verloren.

Im Jahr 2009 wurde die Ostheimer Streifberg-Tour einschließlich eines Baumartenerkundungspfads und eines Sinnesparcours auf Anregung des Försters Bernhard Streck ausgewiesen. Vulkanismus war ursächlich für die Erdwölbung. Die Kuppe besteht aus Basalt, den die Bevölkerung bis zu den 1960ern abbaute; das gewonnene Material verwendete sie als Pflastersteine, Randsteine und Schotter. Tonsteine und Mergel bilden die Flanken; sie sind Teil der Grabfeld-Formation. Darunter erstreckt sich eine Dolomitbank, auch Bleiglanzbank genannt. Oben wechseln sich Magerrasen, Wald und Streuobstwiesen ab. Der in einer Mulde sich ausbreitende, nur von Regenwasser gespeiste Himmelsweiher ist seit 1982 als Naturdenkmal geschützt. Er ist Heimat für seltene Amphibien und Reptilien sowie für rund 20 Libellenarten. Ferner dient er Zugvögeln als Rastplatz. In Höhlen und Spalten der alten Obstbäume nisten unter anderem Specht und Wendehals, ebenso der Abendsegler.

Guten 300 Meter hoch ist der Streifberg bei Ostheim.
Guten 300 Meter hoch ist der Streifberg bei Ostheim.
Der Himmelsweiher erstreckt sich inmitten eines europäischen Vogelschutzgebiets.
Der Himmelsweiher erstreckt sich inmitten eines europäischen Vogelschutzgebiets.
Auf den Magerrasenflächen gedeiht unter anderem die heilsame Kamille.
Auf den Magerrasenflächen gedeiht unter anderem die heilsame Kamille.

Besonders eindrucksvoll ist, vom Streifberggipfel aus, wo als weiteres Naturdenkmal eine über 200-jährige Winterlinde thront, die Sonne sinken zu sehen. Am meisten fällt im letzten Licht die Ostheimer Pfarrkirche St. Nikolaus mit ihrer Welschen Haube auf. Der Turm stammt von 1678/79. 1725/26 errichtete der Goßmannsdorfer Johann Georg Bierdümpfel Chor und Langhaus, 1727 lieferte der Thereser Johann Thomas Wagner die Kanzel und 1774 schuf der in Münnerstadt gebürtige Johann Peter Herrlein den Hochaltar.

Für die Ostheimer Nikolauskirche arbeiteten angesehene Künstler.
Für die Ostheimer Nikolauskirche arbeiteten angesehene Künstler.

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