Wer in Iphofen (Landkreis Kitzingen) im Knauf-Museum die 2018er Sonderausstellung „HeinrichSchliemann – Troja“ noch besuchen will, muss sich sputen. Sie endet am 4. November – ebenso wie die kleine Kabinettausstellung über die „Frauen des alten Amerika“.
Die Fans der Helden des Altertums, vor deren geistigem Auge beim Gedanken an Homers „Ilias“ (Der trojanische Krieg) sich Kampfesszenen zwischen dem fast unverwundbaren Achilles und dem tugendhaften Hektor abspielen, werden wahrscheinlich enttäuscht sein. Gezeigt werden vor allem tönerne Funde des durch Handel reich geordneten Selfmade-Archäologen Schliemann. Die wenigen zu sehenden Stücke aus dem „Schatz des Priamos“ sind – natürlich – samt und sonders Nachbildungen.
Ein echter Hingucker ist das riesige hölzerne Pferd auf dem Iphöfer Marktplatz, das sogar mit Selfietribüne für die Ausstellung wirbt. Bei den edlen Vierbeinern wird üblicherweise das Stockmaß angegeben, also der Abstand vom Boden bis zum Widerrist, wo der Hals in den Rücken übergeht. Die Iphöfer vermeldeten jedoch die Gesamthöhe: immerhin rund sechs Meter. Für den Bau des Pferdes nach Entwürfen des Würzburger Künstlers Wladimir Petrichev und des Museumsleiters Markus Merkenthaler benötigten die Handwerker etwa zwei Wochen, fürs Verschrauben vor Ort knapp zwei Stunden.
Wo darf das trojanische Pferd, wenn seine Aufgabe erfüllt ist, seinen Ruhestand verbringen? Auf einem fränkischen Gnadenhof wäre es sicherlich auch eine Attraktion …
Auch ohne Sonderausstellung würde sich ein Besuch des privat geführten Knauf-Museums lohnen. Der Name verweist auf das bald in 100 Ländern produzierende Unternehmen der aus Iphofen stammenden Familie Knauf; es stellt her und vertreibt Systeme für Trockenbau, Boden, Putz und Fassade. Gewissermaßen als höchste Referenz zeigt es im Museum rund 200 Repliken der großen Kulturepochen. Man spart sich, sämtliche Kontinente zu bereisen, weil die originalgetreuen Abgüsse der einzigartigen Kunstwerke hier vereint sind: meisterhafte Stücke des pharaonischen Ägypten, Mesopotamiens, Persiens und des Hethiderreichs, der griechischen und der römischen Hochkulturen, des indischen Subkontinents, des alten Amerikas und der Osterinseln und und und.
Allerdings herrscht von November bis Mitte März Winterruhe. Im Sommer ist das Museum von Dienstag bis Samstag jeweils von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet und an Sonntagen von 11:00 bis 17:00 Uhr. – Mehr unter www.knauf-museum.de.
Über 20.000 Besucher hat das Trojanische Pferd zur Schliemann-Ausstellung ins Knauf-Museum nach Iphofen gelockt, darunter auch den Softwarespezialisten Tristan Niewisch aus Goslar. Dieser erwarb das Holzperd für seinen rund 4.000 Quadratmeter großen Firmenpark in Niedersachsen, wo er mit dem Kunstwerk aus Franken vor „Trojanern“ (Computerviren) warnen möchte.