Burg Rothenfels auf dem Bergrücken über der kleinsten Stadt Bayerns zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Anlass ist der Todestag von Romano Guardini, der sich zum 50. Mal jährt. Dieser Vordenker für eine christliche Erneuerung starb am 1.10.1968. Ab Ostern 1920 besuchte er immer wieder die Burg Rothenfels zwischen Lohr und Marktheidenfeld, die Heimstatt der Quickbornjugend. Schon im August gehörte er deren Führungskreis an, bald übernahm er die Leitung der katholischen Jugendbewegung.
30 Jahre nach seinem ersten Kontakt mit Rothenfels blickte Guardini zurück: „1919 waren einige von uns auf Fahrt gewesen und erzählten nach ihrer Rückkehr von einer alten Burg am Main, Rothenfels, wo aufregende Dinge geschähen. Da kommandiere keiner, sagten sie, und doch sei großartige Ordnung. Es werde gearbeitet und gefeiert, aber alles komme aus den Leuten selbst; Jungen und Mädel seien da beisammen in Ernst und Fröhlichkeit, aber alles schön und sauber. So bin ich dann 1920 zu Ostern selbst hinauf gegangen, und das hat für mich Folgen gehabt wie wenige Dinge sonst; denn damals ist in mein Leben eine starke Welle von dem eingeströmt, was Jugendbewegung heißt, und ich war doch selber schon gar nicht mehr so jung.“
Romano Guardini war 1885 in Verona geboren, stammte aus einer Kaufmannsfamilie, war ab seinem ersten Lebensjahr in Mainz aufgewachsen, wo sein Vater Teilhaber einer Geflügel- und Eierhandelsgesellschaft war. Romano begann nach der Reifeprüfung (1903) zunächst ein Chemiestudium in Tübingen, belegte ab 1904 aber Nationalökonomie in München. In Berlin verspürte er im Jahr darauf die Berufung zum Priestertum. Theologie studierte er ab 1906 erst in Freiburg/Breisgau, dann in Tübingen. 1910 empfing er in Mainz die Priesterweihe. Die Promotion erfolgte 1915 wiederum in Freiburg. Im gleichen Jahr übertrug ihm sein Heimatbischof die Leitung der kirchlichen Jugendpflege in der „Juventus”; in ihr trafen sich freiwillig und ohne Vereinsrecht die katholischen Schüler der sechs Mainzer Gymnasien. So kam die Verbindung zu Rothenfels. Diese Burg sollte unter anderem nach dem Zweiten Weltkrieg zum Vorbild für das bis heute existierende Jugend- und Bildungshaus Burg Feuerstein in der Fränkischen Schweiz werden …
Nach seiner Promotion 1922 in Bonn erhielt Romano Guardini einen neugeschaffenen Lehrstuhl in Breslau, jedoch mit ständiger Verpflichtung in Berlin. Als Professor für Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung an den Universitäten Berlin (1923-1939), Tübingen (1945-1948) und München (1948-1962) lehrte und verfasste er Standards einer modernen Theologie. Beispielsweise veröffentlichte er grundlegende Gedanken über den Geist der Liturgie, über religiöse Zeichen und Symbole, über das Beten, über die Kontemplation und Meditation, über Wahrheit und Lüge und über die christliche Verwirklichung. 1952 wurde ihm in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen. Er war bekannt mit Lichtgestalten wie Martin Buber und Josef Frings – und war wohl selbst eine.
Zahlreiche Briefe und Fotos aus privaten Archiven dienen einer von Max Oberdorfer im Matthias-Grünewald-Verlag herausgegebenen Guardini-Vita als „Zeugnisse eines großen Lebens” (ISBN 978-3-7867-2819-I). An diesem Projekt war wesentlich beteiligt Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz, Inhaberin des Lehrstuhls für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft an der Technischen Universität Dresden.
Thanks for posting this. I was stationed in Aschaffenburg in the 1980s and often visited Rothenfels. I have only just recently discovered Romano Guardini and it is wondrous to learn that he also spent time there. Coincidence? Providence? I think the latter.