Auf dem Hünenhügel Stärkung für Leib, Geist und Gemüt

Nur gegen die Dummheit ist sprichwörtlich kein Kraut gewachsen. Aber ansonsten … Bei der Kräuterweihe am Fest Mariä Himmelfahrt wird augenscheinlich, wie umfassend die Apotheke Gottes ist. Aus mindestens sieben verschiedenen Heilpflanzen soll ein Würzbüschel bestehen, gerne aus siebenmal sieben. An die 300 solcher Sträuße binden die Frauen des Obst- und Gartenbauvereins Schönbach bei Ebelsbach alle Jahre für eine Bergmesse auf dem sogenannten Hünenhügel. Daraus errichten sie neben dem Altar eine wahrlich alles überragende Blumenpyramide.

Bestenfalls können alle, die am Gottesdienst teilnehmen, zum Schluss einen duftenden Gruß mit nach Hause nehmen. Egal ob am Marienfeiertag oder zu anderer Zeit – wer aufs Plateau in 362 Meter Höhe steigt, wird mit dem vermeintlich schönsten Blick hinüber in die „heiligen Länder“ belohnt. So liebevoll bezeichnet der Volksmund den südlichen Teil der Haßberge, weil hier auf Schritt und Tritt Flurkapellen, Feldkreuze und Bildstöcke anzutreffen sind. Daran grenzt im Nordosten das Obermaintal. „Bei klarer Witterung sieht man die Kirchturmspitzen von Kloster Banz“, schwärmt Gartenbauvereinsvorsitzende Ingrid Markert.

Freiluftgottesdienst

Mit einer Kerngruppe von einem Dutzend Gleichgesinnter zählt Ingrid Markert zu den Hauptakteurinnen rund um die Segnung der Würzbüschel. Zwei Tage zuvor schwärmen die Damen aus, um Kräuter zu sammeln, aus denen sie dann schmucke Gebinde machen. An Mariä Himmelfahrt selbst fangen sie schon in der Frühe an, alles für das um 10 Uhr beginnende Hochamt unter freiem Himmel oberhalb des Dorfes aufzubauen.

Ingrid Markert betont, wie wichtig es ist, auch junge Helferinnen einzubeziehen: Seit über 20 Jahren werden die Schönbacher Sommerkräuter am 15. August auf dem Hausberg des Dorfes gesegnet. Natürlich soll die nächste Generation diese Tradition fortführen.

2002 regte der seinerzeitige Ortspfarrer Otmar Pottler an, den Gedenktag der Himmelskönigin auf dem höchsten Punkt der näheren Umgebung zu feiern. Daran hielt er fest, als er zwischenzeitlich zum Wallfahrtsseelsorger von Maria Limbach auf der anderen Mainseite berufen worden war. Jetzt im Ruhestand kommt er weiterhin zuverlässig. Diakon Joachim Stapf unterstützte ihn im vergangenen Jahr; Stapf predigte, verwies auf die Bedeutung der Homöopathie – auf die Heilung aus dem Kräutergarten des Herrn nicht nur für den Leib, sondern auch für Seele, Geist und Gemüt.

„Mutter Natur“

Während die Blaskapelle „Harmonie“ aus Ebelsbach aufspielt, sorgen die Mitglieder des Schönbacher Obst- und Gartenbauvereins ferner für Speis und Trank nach der Messe. 2007 ermöglichte der Verein, eine Schutzmantelmadonna anzuschaffen. Der Limbacher Bildhauer Michael Scholl verwendete für die annähernd lebensgroße Statue auf dem Hünenhügel weißen Sandstein. „Mutter Natur“ ist das Kunstwerk betitelt.

Eine abwechslungsreiche Natur bietet die rund sieben Kilometer lange „Schönbacher Runde“ vorbei an Feldern und durch Wälder: zwei bis zweieinhalb Stunden gemütliches Wandern vorwiegend auf Teer- und Schotterwegen beispielsweise von der Bahnstation Ebelsbach/Eltmann aus beziehungsweise von Gleisenau aus. Gleich zum Auftakt oder eben zum krönenden Abschluss durch den Gleisenauer Schlosspark schlendern! Zuweilen steht die Schlosskapelle offen; für Hochzeiten wird sie des Öfteren genutzt. In den daran anschließenden, aufgrund ihrer Größe und Dachform herrschaftlich wirkenden Nebengebäuden „residiert“ die Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach. Das Schloss selbst dient laut überregionaler Presse als „eines der stilvollsten Schulgebäude Bayerns“.

Einst ein Wasserschloss

Bevor die Gemeinde Ebelsbach 1994 das gesamte Areal erwarb, hatte der Schweinfurter Kugelfischer-Konzern ab 1968 in jenem dreigeschossigen Herrenhaus seine betriebliche Fortbildung etabliert. Der Bamberger Domdechant Philipp Erhart Groß von Trockau hatte 1772/73 den klassizistischen Bau, der später in den Besitz der Ebelsbacher Linie derer von Rotenhan kam, anstelle eines Wasserschlosses von 1548 errichten lassen. Dieses hatte er von der Familie Fuchs von Wallburg erworben; gut 300 Jahre lang hatte ihr das einstige Lehen des Hochstifts Bamberg gehört.

Der eigentliche Einstieg in die zugegebenermaßen spärlich beschilderte, aber kaum zu verfehlende Wanderroute erfolgt am Feuerwehrhaus schräg gegenüber der Gleisenauer Kirche. Auf der Landkarte sucht man einen Hünenhügel übrigens vergeblich. Die offizielle Bezeichnung lautet Kirchberg. Von diesem aus sind es nur wenige Hundert Meter hinunter nach Schönbach. Der besondere Schmuck der 1706 fertiggestellten katholischen Kirche St. Jakobus sind einige gotische Figuren.

Der Weg zurück führt, um nicht auf der Ortsverbindungsstraße Richtung Steinbach laufen zu müssen, in Schönbach vorbei am Sportgelände, und zwar wieder bergauf. Nach der Kuppe ist erhöhte Aufmerksamkeit angeraten. Schilder warnen: „Achtung fliegende Golfbälle!“

Golf und Wein am „Stein“

Am Rand des Golfplatzes am „Steinbacher Stein“ wurde 2012 ein neuer Rebhang bepflanzt. Der hier gewonnene Wein wird in Ebelsbach in den ehemaligen Industriestollen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs versektet. Wer einen unter Umständen nicht alltäglichen Schoppen wie einen Weißherbst oder einen Rieslaner genießen will, ist bestimmt gut aufgehoben in der Gleisenauer Weinscheune. Allerdings beschränken sich die Öffnungszeiten auf Donnerstag bis Sonntag jeweils ab dem späten Nachmittag.

Etwas früher und sogar täglich können Ausflügler beispielsweise im Nachbarort Breitbrunn einkehren. Im Vorjahr errang er im Bezirkswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ eine Silbermedaille. Heuer jährte sich seine Ersterwähnung zum 900. Mal. Geschichte hat Breitbrunn geschrieben mit seinen ab 1886 betriebenen Steinbrüchen; sie lieferten Baumaterial für den Berliner Reichstag. Vorübergehend standen über 1000 Arbeiter in Lohn und Brot – mehr als das Dorf jetzt Einwohner hat. Ebenso wie die „Schönbacher Runde“ gibt es von Gleisenau aus die längere „Breitbrunner Runde“. Diese eignet sich auch zum Radfahren und könnte einen weiteren Tag ausfüllen, um „unterwegs“ zu sein.

| Fotos: Ingrid Markert + Bernhard Schneider

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