In Erinnerung an das vermeintliche Gründungsjahr des von Karl dem Großen persönlich geförderten Klosters hat die Gemeinde Neustadt a. Main ein umfangreiches Festprogramm aufgelegt (Details unter 1250-jahre-neustadt.de). Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist am ersten Juli-Wochenende. Jetzt am 4. Mai findet unter dem Motto „umhüllt.geborgen.gesegnet“ eine Sternwallfahrt aus der ganzen Diözese zu Ehren der heiligen Gertrud (bzw. Gertraud) statt.
Seit dem 12. Jahrhundert wird in Neustadt eine Stoffreliquie verwahrt; bezeichnet als Gertraudenmantel. Bei Kirchen- und Klosterführungen im Anschluss an das um 11 Uhr beginnende Wallfahreramt mit Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran kann das mittelalterliche Kleidungsstück aufgesucht werden. In der Schlussandacht um 15 Uhr segnen die anwesenden Geistlichen die Pilger einzeln. Die an diesem Tag zu hörenden Texte wurden eigens zu diesem Anlass verfasst.
Aktuelle Forschungsergebnisse werden präsentiert: Dr. Theodor Ruf (Aschaffenburg) versuchte am 20. März, den Nebel der Gründung und Ausstattung des Klosters zu lichten. Gleichermaßen vermochte Dr. Jürgen Emmert (Würzburg) am 2. April keine eindeutige Antwort zu geben, ob Gertrud von Nivelles wirklich die (Mit-)Gründerin der an wichtigen Handelsplätzen am Main gelegenen Klöster in Neustadt und Karlburg war. Dr. Johannes Sander (Würzburg) wird am 19. Mai um 14 Uhr die Geschichte und Gestalt der Neustadter Klosterkirche erläutern – vor Ort. Hingegen wird Dr. Winfried Romberg (Würzburg) am 4. Juni um 19:30 Uhr in Lohr a. Main in der Alten Turnhalle über ein seiner Auffassung nach „unbewältigtes Kapitel der Hochstiftsgeschichte“ referieren: Kloster Neustadts Streben nach Reichsunmittelbarkeit.
Am 30. Juni um 18 Uhr spielt die Musik wieder in Neustadt selbst, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Das Ärzteorchester Musica Medica gibt ein Konzert. Eine bereits gestartete ökumenische Gebetsreihe mit dem Titel „Aus benediktinischen Wurzeln leben“ wird am 27. Juli und 19. Oktober jeweils um 19 Uhr fortgesetzt.
Zum Gottesdienst am Festwochenende erwarten die Neustadter am 7. Juli um 9:30 Uhr Abt Michael Reepen OSB aus Münsterschwarzach. Dann sowie schon tags zuvor können die Gäste zwischen sechs unterschiedlichen thematischen Führungen wählen. Immer um 14 Uhr: Von Benedikt zu Dominikus (mit Besichtigung des Klosters); das Kloster von Neustadt 769 – 1803; das Lapidarium. Und um 16 Uhr: Die Missionsdominikanerinnen in Neustadt a. Main (mit Besichtigung des Klosters); karolingische und romanische Kirchenbauten in Neustadt und ihre Geschichte; Neustadt und die heilige Gertraud. Auf dem Areal sind das jetzige Haus St. Josef der Missionsdominikanerinnen zu unterscheiden von den älteren Gebäuden, dem früheren Haus St. Michael. Letztere Räumlichkeiten stehen leer, nachdem sie für die Betreuung von Menschen mit Behinderung nicht mehr genutzt werden konnten und als Flüchtlingsunterkunft nicht mehr gebraucht werden.
Missionsdominikanerinnen
anstelle der Benediktiner
Das Haus der Bayerischen Geschichte vermerkt über Kloster Neustadt auf seiner Internetseite unter anderem folgende Passage:
„Der letzte Abt Johann Weigand (reg. 1788–1803) führte das Kloster geschickt durch die Franzosenkriege. Er musste jedoch erleben, wie die Abtei 1803 säkularisiert und 19 Patres und zwei Novizen des Ortes verwiesen wurden. Die ehemalige Abtei erhielt Fürst Konstantin von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg als Entschädigung für andere Verluste übertragen. 1857 brannten Kirche und Klostergebäude durch einen Blitzschlag ab. Während die Kirche wieder errichtet wurde, wurden die übrigen Ruinen abgetragen. 1961 entstand auf dem alten Areal für die seit 1907 in Neustadt angesiedelten Missionsdominikanerinnen ein neues Klostergebäude.“
Mehr unter: https://www.hdbg.eu/kloster/index.php/detail/geschichte?id=KS0281