Nostalgiemuseum Burgpreppach birgt Kostbarkeiten der Nachkriegszeit
Was Heinz Braunreuther auf mehreren Stockwerken des Rathauses von Burgpreppach (Landkreis Haßberge) sowie daneben im ehemaligen Mannschaftsraum der Freiwilligen Feuerwehr öffentlich zur Schau stellt, ist nur ein Bruchteil dessen, was er Zeit seines nunmehr 72-jährigen Lebens an Erinnerungsstücken an die Aufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg und das Wirtschaftswunder zusammengetragen hat. Und dennoch ist die Sammlung schier unüberschaubar.
In Tourismusprospekten und im Internet wird die Anhäufung von Raritäten als Nostalgiemuseum Burgpreppach gelistet. Didaktische Beschreibungen der Exponate scheinen überflüssig, denn der Initiator und einzige Mitarbeiter führt die Gäste ganz individuell – ohne Eintrittspreis; Spenden willkommen. Auf den Rundgängen verrät er Verblüffendes und teilweise Skurriles. Einmal habe ihm ein Gast gesagt: „Was Sie wissen, kann man nirgendwo lesen.“
Immer wieder sonntags
Besuche von Kindergartengruppen, Schulklassen und Vereinen können jederzeit über die Gemeinde vereinbart werden. Ansonsten schließt der nimmermüde Idealist Braunreuther seine „Schatzkiste“ jeweils an Sonn- und Feiertagen immer nachmittags ab 13 Uhr auf; zuverlässig seit über einem Vierteljahrhundert. „Beim letzten Neujahrsempfang hat dies der Bürgermeister gewürdigt“, freut sich der Gelobte und mutmaßt gleich über den Grund der kommunalen Anerkennung: „Oft bin ich der einzige, den Ausflügler im Ort antreffen und befragen können, wenn sie das Burgpreppacher Schloss – da Privatbesitz der Füchsin von Bimbach – nicht besichtigen können.“ Dann empfiehlt er beispielsweise das Burgenzentrum Altenstein und den Dichtergarten gegenüber der Bettenburg bei Hofheim sowie natürlich sein eigenes Kleinod, wo bisher fast jeder etwas Unbekanntes oder Unerwartetes entdeckte. Stolz verweist er auf den Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reder, der bei ihm auf der Suche nach seltenen und ungewöhnlichen Dingen für Sonderausstellungen regelmäßig fündig werde.
Viele Ausflügler würden in Burgpreppach gerne das der Öffentlichkeit verschlossene Schloss der Füchsin von Bimbach besichtigen, durchstreifen dann aber das immer sonn- und feiertags geöffnete Nostalgiemuseum im Rathaus.
Unerschöpflicher Fundus
Tatsächlich wirkt es, als sei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nichts produziert worden, was bei Heinz Braunreuther nicht schlummern würde und wiederentdeckt werden wollte. Aber: Vor lauter Bäumen kann man den Wald nicht erkennen. Vieles steht auf-, über- oder gar ineinander.
Den Ausbruch seine Leidenschaft, Altes aufzuheben, datiert Heinz Braunreuther auf das Jahr 1963. Seine Oma habe ihre neun Enkel um sich geschart, um aus ihrer Sicht kleine Kostbarkeiten zu verteilen. Alle außer ihm wollten sie wegwerfen. Er erhielt letztlich alles – ebenso die komplette Wohnungseinrichtung der Eltern im Stil der 50er. Schon als seine Mutter ihren Textil- und Kurzwarenladen schloss, konnte sich Heinz von keiner Rolle Nähgarn trennen. Das spiegelt sich alles im Nostalgiemuseum wider. Außerdem: Alle früher im ländlichen Raum üblichen Handwerke sind dargestellt. Aber das des Heinz Braunreuther bildet selbstverständlich den Schwerpunkt. Er lernte als Schneider und Modellmacher und sattelte schließlich eine Fortbildung zum Bekleidungstechniker drauf. Den Unterschied zwischen einem Frack und einem Bauerngehrock kann er aus dem Effeff erklären.
Schneider in Assisi
Am Ende seines beruflichen Werdegangs übernahm er seiner Tochter zuliebe eine ganz besondere Aufgabe: Klosterschneider bei den Deutschen Schwestern von Assisi. Das einzige Kind der Braunreuthers war dort nach erfolgreichem Studium der religiösen Volkskunde mitten in ihrer Promotion zum Thema „Schutzengel“ in den Klarissinnenorden eingetreten. Die Leiterin der Nähstube war ohne Nachfolgerin verstorben. Ein kundiger Ausbilder wurde gebraucht. „Ich musste alle Register meines Könnens ziehen, um Gewänder zu fertigen, denen nicht anzusehen war, dass sie wegen Stoffmangels zusammengestückelt waren“, berichtet der „Entwicklungshelfer“ von seinen insgesamt 37 Einsätzen in Italien. Der zuständige Bischof habe ihm eine Sondererlaubnis erteilt, um unter Nonnen tätig zu sein, und ihm auch einmal bei der Arbeit über die Schulter geschaut.Strenge Regeln würden in jenem Kloster herrschen, merkt der mit einer Katholikin verheiratete evangelische Christ noch an. Kein Wort darüber, ob er dort seiner Lieblingsmusik frönen durfte. Er ist großer Fan von Elvis Presley. Die „Local Heroes“ sind für ihn die Mitglieder der „Mambo“ aus Zeil. Schallplatten und Autogrammkarten fehlen freilich nicht im Notalgiemuseum. Und Abspielgeräte und Radios gibt es wie vieles andere zigfach.