Noch diese Woche – danach sind wohl die herrlichen Schachbrettblumen im Sinngrund verblüht. Wunderschön, aber in allen ihren Teilen extrem giftig sind diese die sauren, nassen Böden liebenden Gewächse. Wenn sie welken, verflüchtigt sich die Wirkung. Deshalb dürfen die Wiesen erst zur Jahresmitte hin gemäht werden, um das Heu zu verfüttern.
Die wortkargen Franken „verschlucken“ gerne eine Silbe und sprechen oft nur von der Schachblume. Ihr üppiges Vorkommen im Tal der Sinn geht vermutlich auf ein Ereignis im 17. Jahrhundert zurück: Baron Hanskarl von Thüngen brachte von einem Feldzug gegen die Türken aus dem vorderasiatischen Raum seiner Herzensdame in der Heimat vermeintlich Tulpen mit. Deren Zwiebeln steckte er im Schlosspark von Altengronau in die Erde. Als sich die Pflanzen übermäßig ausbreiteten, gruben Gärtner sie aus und verfüllten damit ausgeschwemmte Löcher am nahen Fluss. Hochwasser trugen die Samen nach Obersinn, Mittelsinn, Burgsinn und Rieneck davon. So erklärt sich, warum am Oberlauf um Bad Brückenau die Wiesen frei sind von der gefährlich-verführerischen Schönheit. Dabei wären die Voraussetzungen für ihr prächtiges Gedeihen hier sehr gut; die Kohlensäure im Untergrund dient ihr als natürlicher Dünger.
| Fotos: B. Schneider