Die Veranstaltungsflaute aufgrund der Corona-Pandemie hält an. „Jungfräulich weiß“ stehen die Litfaßsäulen derzeit – wie hier in Lohr a. Main in der Oberen Brückenstraße – auf den Gehwegen. Es gibt nichts zu vermelden auf der „Anschlags- und Annonciersäule“, die seit 165 Jahren aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist und als echtes Massenmedium Karriere machte. Alleine in Deutschland sollen über 50.000 „Denkmäler“ für den Berliner Buchdrucker und Verleger Ernst Theodor Amandus Litfaß (1816-1874) existieren.
Am 1. Juli 1855 lud der „Reklamekönig” ein zu einem großen Festakt zur Aufstellung der ersten 100 Säulen. Sie sollten und sollen der wilden Plakatierei Einhalt gebieten als „ordnungsstiftendes Element“. Die Obrigkeit konnte auf diese Weise leicht Zensur ausüben, weshalb insbesondere von Teilnehmern der 1848-er Revolution die Geschäftsidee des Herrn Litfaß als Verrat ihrer Ideale und als Angriff auf die Meinungsfreiheit bekämpften. Seinen ursprünglichen Plan, öffentliche Bedürfnisanstalten zu ummanteln und zu plakatieren , hatte Litfaß verworfen.
| Foto: B. Schneider