Der Kohlenmeiler in der Spessartgemeinde Frammersbach raucht, auch wenn das normal dazugehörige Köhlerfest in diesem Jahr Corona-bedingt abgesagt worden ist. Heuer wäre es das 50. gewesen; das ist jetzt auf den 21. bis 24. Mai 2021 verschoben.
1971 hatte der letzte Frammersbacher Berufsköhler, Ferdinand Breitenbach, mithilfe von Freunden aus dem örtlichen Kegelsportclub (KSC) wieder einen Meiler als Attraktion eines Festes aufgeschichtet, nachdem er seinem schwarzen Handwerk seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch sporadisch nachgegangen war. Daraus ist eine Kultveranstaltung erwachsen, die vor allem junge Leute wegen den hier auftretenden Bands besuchen.
In erster Linie betreibt der ausrichtende KSC natürlich Traditionspflege : Die Köhlerei im Spessart geht aufs 15. Jahrhundert zurück. Bis ins 19. Jahrhundert war sie ein grundlegender Wirtschaftsfaktor. Benötigt wurde die Kohle für die Glasherstellung, die Eisenverhüttung und die Verarbeitung von Edelmetallen. Zum Schluss nahmen neben den Schmieden vor allem die in großer Zahl tätigen Heimschneider die Holzkohle ab, um sie glühend in ihre Bügeleisen zu füllen. Heute wird sie fast ausschließlich zum Grillen verwendet. Sie ist frei von Schwefel, brennt rauchfrei ohne Flamme ab. Kohle aus Spessarter Buchenholz verleiht dem Grillfleisch und den Bratwürsten ein besonderes Aroma.
Die Köhlermannschaft des KSC Frammersbach hat vergangenen Freitag einen Meiler mit etwa 20 Ster Buchenholz entzündet. Im Meiler herrscht eine Hitze von über 600 Grad Celsius. Davon ist draußen nicht viel zu spüren, weil er mit Boden abgedeckt ist. Wegen der ungewöhnlichen Trockenheit ist die Erde allerdings sehr bröselig, sodass der Haufen zu viel Luft zieht und immer einmal angefeuchtet werden muss. Denn: Asche verkauft sich nicht gut. Innerhalb einer knappen Woche verliert das Holz ungefähr die Hälfte des Volumens; es bleibt ein Fünftel des Gewichts – wohl insgesamt etwas mehr als eine Tonne. Die mit viel Leidenschaft erzeugte Holzkohle wird am Freitag nach Fronleichnam (12. Juni 2020) am Keglerheim zugunsten der Vereinskasse an Interessierte aus nah und fern abgegeben.
| Foto: B. Schneider