Neuer ZweiUfer-Panoramaweg dies- und jenseits des Mains

Menschen den Weg zu weisen, ist Reinhold Meurers Berufung. Vier Jahrzehnte lang im Schuldienst gab er jungen Leuten Orientierung. Jetzt lotst er diejenigen, die fränkische Vielfalt erfahren – nein: erlaufen – und genießen möchten, nordwestlich von Würzburg durch Weinberge, Obstgärten, Felder, Wiesen und Wälder.

Seit Kurzem ist der ZweiUfer-Panoramaweg durchgehend ausgeschildert, mit Erläuterungen zum jeweiligen Streckenabschnitt versehen sowie nach einheitlichem Gestaltungsmuster mit extrem bequemen Ruhebänken, mit Tischen zum Vespern und vereinzelt sogar mit Wellenliegen ausgestattet. Die ersten Tourengeher entdeckten verblüffende Blickwinkel. Reinhold Meurer freut sich, wenn selbst Ortskundige rückmelden: „So hab’ ich die Gegend noch nie gesehen.“

Der „Erfinder” des ZweiUfer-Panoramawegs: Reinhold Meurer. | Foto: B. Schneider
Der „Erfinder” des ZweiUfer-Panoramawegs: Reinhold Meurer (an einer Wellenliege im Schwarzkiefernbestand oberhalb von Erlabrunn). | Foto: B. Schneider

Von der Breitfeldhöhe, dem mit 387 Metern höchsten Punkt des Maindreiecks, sieht man hinüber zum Sodenberg bei Hammelburg und zum Schwanberg bei Iphofen. „Gesteinsproben“ machen auf die Geologie ringsherum aufmerksam: Basalt in der Rhön, Keuper im Steigerwald, Roter Buntsandstein im Spessart und natürlich Muschelkalk hier, wo man gerade unterwegs ist.

Wer die Breitfeldhöhe erreicht, genießt echten Weitblick. | Foto: B. Schneider
Wer die Breitfeldhöhe erreicht, genießt echten Weitblick. | Foto: B. Schneider

ZweiUferLand ist eine neu kreierte Bezeichnung, um die Gemeinden Erlabrunn und Leinach, Margetshöchheim und Veitshöchheim, Retzstadt und Thüngersheim sowie Zell und Zellingen (mit Retzbach) gemeinsam touristisch zu bewerben. Der gut 45 Kilometer lange Panoramaweg verbindet die neun Orte und deren individuell ausgeprägten Freizeitqualitäten. Er schließt auch das Zentrum der Region mit ein; es gilt, den Würzburger Schenkenturm zu erklimmen, bevor oder nachdem man nahe des Güterbahnhofs bzw. bei Kloster Oberzell Bundes- und Wasserstraße sowie Gleise überwinden muss. Auf Schusters Rappen nicht unbedingt ein Vergnügen. Aber bald schon schlängeln sich wieder lauschige Pfade. Die Wanderer sind frei, die Runde links oder rechts herum zu drehen, am Stück oder in Etappen. Von und zu allen Orten führen Auf- und Abstiege. Außer bei Zell überspannen noch vier weitere Brücken den Main. Drei davon sind Fußgängern vorbehalten.

Amsel und Maus zeigen den Weg

Einen Brückenschlag zwischen herüben und drüben, zwischen oben und unten symbolisiert die Erkennungsgrafik für das ZweiUferLand. Eine fröhlich zwitschernde Amsel und eine muntere Haselmaus auf über 500 fünfeckigen Aluschildchen zeigen, wo’s lang geht. Eine Karte im Maßstab 1:25.000 verrät, wo u. a. Aussichtspunkte, Sehenswürdigkeiten, Spielplätze, freies W-Lan, Parkplätze, Schiffsanleger und Haltestellen für den öffentlichen Personennahverkehr sind. Mit Absicht fehlt eine Liste mit Einkehrmöglichkeiten. Reinhold Meurer erklärt: „Nichts ist so beständig wie der Wechsel in der Gastronomie.“ Damit der in einer Auflage von 15.000 Stück gedruckte Faltplan möglichst lange gültig bleibt, werden die Adressen für – oder besser: gegen – Hunger und Durst aktuell auf der Internetplattform www.zweiuferland.degepflegt.

Einfach und klar. Alle Darstellungen tragen Reinhold Meurers Handschrift. Er sagt: „Ich bin Hauptschullehrer geworden, weil ich mir nicht vorstellen konnte, jahrein jahraus den Mädchen und Jungen nur das Expertenwissen von zwei oder drei Fächern einzupauken. Ein Hauptschullehrer unterrichtet alles einschließlich Handarbeit und Werken.“ Als Pädagoge möchte er ein breites Interesse wecken und sämtliche Fähigkeiten fördern. Ob jemand in ein Thema einsteigt oder nicht, hängt seiner Meinung davon ab, ob die Dinge anschaulich auf den Punkt gebracht werden.

Nicht erst seit Reinhold Meurer vor fünf Jahren pensioniert wurde, ermuntert er Jung und Alt, Groß und Klein, neue – im wahren Sinn des Wortes – Bildungswege zu beschreiten. Zusammen mit weiteren Enthusiasten hat er an seinem Wohnort Retzstadt neun themenbezogene Informations- und Wanderwege konzipiert und etabliert; beispielsweise einen Energieweg, einen Liederweg, einen Poetenweg und einen Planetenweg. Entsprechende Abstecher vom ZweiUfer-Panoramaweg können, müssen aber nicht gemacht werden. Die Thüngersheimer hingegen legen Wert darauf, dass der Panorama- und ihr Weinwanderweg lange gleich verlaufen.

In Retzstadt kreuzt der ZweiUfer-Panoramaweg eine ganze Reihe von Themenwanderwegen, wo natürlich auch Gelegenheit zur Rast besteht. | Foto: B. Schneider
In Retzstadt kreuzt der ZweiUfer-Panoramaweg eine ganze Reihe von Themenwanderwegen, wo natürlich auch Gelegenheit zur Rast besteht. | Foto: B. Schneider

Magische Orte des Frankenweins

Zwischen Thüngersheim und Veitshöchheim sollen noch zwei „terroir f, magische Orte des Frankenweins, mit den Schwerpunkten „Mythologie des Weins“ und „Wein & Wissenschaft“ in besonderer Weise gestaltet werden. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau ist hier der logische Partner. Vom Höhenweg aus kann man im Übrigen über den Anstaltszaun auf einige Forschungsparzellen spitzen. Oft schweift der Blick allerdings in die Ferne. Manches wirkt dann unglaublich anders, als man es kennt. Betrachtet man das Bildungshaus Benediktushöhe von der B 27 oder der Bahnlinie aus, thront es hoch und mächtig über den Dächern von Retzbach. Aber vom gegenüberliegenden Plateau aus scheint das Bauwerk sich zu ducken und sich in den über ihm noch weiter ansteigenden Hang hineinzuschmiegen.

Berauschende Ausblicke – hier auf Erlabrunn. | Foto: B. Schneider
Berauschende Ausblicke – hier auf Erlabrunn und den Main. | Foto: B. Schneider
Eine Frau aus Oberleinach, die Witwe Katharina Küffner, hat 1875 das Erlabrunner Käppele zur Ehren von „Maria Hilf“ gestiftet. Foto: B. Schneider
Eine Frau aus Oberleinach, die Witwe Katharina Küffner, hat 1875 das Erlabrunner Käppele zur Ehren von „Maria Hilf“ gestiftet. Foto: B. Schneider

Oft verschwindet die Lebensader Frankens, der Main, vor dem Horizont. Und dann öffnet sich beim Erlabrunner Käppele zum Tal hin der Schwarzkiefernbestand; mit etwa 400 Hektar vermeintlich Deutschlands größter. Berauschend …

Maria hilft - hoch über Erlabrunn. | Foto: B. Schneider
Maria hilft – hoch über Erlabrunn. | Foto: B. Schneider
Schwarzkiefer | Foto: B. Schneider
Schwarzkiefer | Foto: B. Schneider
Wartturm bei Leinach | Foto: B. Schneider
Wartturm bei Leinach | Foto: B. Schneider

Mindestens so häufig wie in der Natur wird Reinhold Meurer bei der Musik von der Muße geküsst. Seit 1961 spielt er Orgel. Derzeit immer sonntags um Zwölf beim Gottesdienst in der Würzburger Hofkirche. Zunächst fast als reines „Familienunternehmen“ gründete er dort 1970 einen Chor. Schon als 15-Jährige sang eine gewisse Waltraud Meier mit. Irgendwie stand da ein „Wegweiser“ zu den großen Opernbühnen der Welt.

Gnadenbild der „Maria im grünen Tal” in der Wallfahrtskirche in Retzbach. | Foto: B. Schneider
Gnadenbild der „Maria im grünen Tal” in der Wallfahrtskirche in Retzbach. | Foto: B. Schneider

Möchten Sie das ZweiUferLand erkunden? Den Faltplan mit dem Panoramaweg erhalten Sie in den Rathäusern der Mitgliedsgemeinden der Vereinigung. Und Sie finden ihn online unter www.wandermap.net/de/route/3527022-zweiufer-panoramaweg.

Eine Antwort auf „Neuer ZweiUfer-Panoramaweg dies- und jenseits des Mains“

  1. Ja, ist echt eine tolle und interessante Tour. Sollte jeder, der gerne wandert, mal laufen – wenn nicht an einem, dann in zwei Tagen. Ist wirklich zu empfehlen!

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