Mit der Ernte von Äpfeln, Birnen und Quitten neigt sich das Gartenjahr dem Ende zu. Damit ist auch eine Sonderschau im staatlichen Hofgarten der Würzburger Residenz abgeschlossen, die in diesem Sommer einen ganz außergewöhnlichen Bereich in den Mittelpunkt stellte: die Obstorangerie in Scherben.
Der Begriff Obstorangerie entstand im 18. Jahrhundert in Anlehnung an die übliche Orangerie. Als solche werden die Überwinterungshäuser für frostgefährdete Zitrusgewächse und andere Exoten bezeichnet, aber auch die Sammlung von solchen Pflanzen selbst.
Die Würzburger Obstorangerie besteht ausschließlich aus heimischen Bäumen, die in Miniaturform in Tontöpfen – früher Scherben genannt – kultiviert werden. 2007 hat Gartenmeister Gerald Schreier begonnen, diese Orangerie neu zusammenzustellen. Heuer, da Würzburg durch die bayerische Landesgartenschau 2018 zahlreiche Interessierte anzog, präsentierte Schreier seine schönsten Zwergobstbäume. Die Bayerische Schlösserverwaltung konnte auf eine weitere Attraktion verweisen – neben den üppigen Blumenrabatten im Süd- und Ostgarten, dem Formobst im Küchengarten und den Pomeranzenbäumen in Kübeln vor dem Orangeriegebäude.
Die grün glasierten Töpfe wurden extra nach historischem Vorbild gefertigt. Hinein durften nur Sorten, die schon der ehemaligen Hofgärtner Johann Prokop Mayer von 1770 bis zu seinem Tod 1804 im Garten der Residenz hegte und pflegte sowie in seinem dreibändigen Fachbuch zum Obstbau, der „Pomana Franconica“, beschrieb – unter anderem mit handkolorierten Kupferstichen. Mayer, der aus Böhmen stammte und als Wandergeselle in Frankreich sich das Wissen um den kunstvollen Formobstbau aneignete, reihte in Würzburg mehrere Hundert Obstbäume als Spaliere an den Mauern auf. Er entwarf zahlreiche Gartenpläne, die allerdings nur zum Teil umgesetzt wurden.
Besuch des Küchengartens regt den Appetit an
Wer sich auf dem Laufenden halten möchte, welche Nutzpflanzen gerade Saison haben, dem sei ein Besuch des Küchengartens im südwestlichen Teil des Hofgartens empfohlen. Sollte beim Anblick von Salat und Gemüse der große Hunger kommen, kann man ihn beispielsweise umgehend stillen in der Residenzgaststätte „B. Neumann“; Küchenchef Richard Huth, vormals im Weinhaus „Zum Stachel“ am Herd, setzt voll und ganz auf Regionalität. Was im Hofgarten geerntet werden kann, wird allerdings in einer nahen Sozialküche für Bedürftige zubereitet.
Garten und Kunst in acht Stationen im Museum
Länger als die „grünen Ausstellungen“, die die Landesgartenschau in Würzburg begleiteten (beispielsweise informierte der Botanische Garten der Universität speziell über Arzneipflanzen), ist noch bis 4. November im Museum für Franken auf der Festung Marienberg zu sehen: „Die Kunst im Garten. Der Garten in der Kunst.“ Dabei handelt es sich um in den Museumsrundgang integrierte Stationen zu folgenden Themen:
- Götter im Garten
- Entdeckung der Landschaft
- Paradies-Garten
- Kunst und Natur
- Garten-Fanatiker: Adam Friedrich von Seinsheim
- Romantische Orte
- Ländliche Idylle im Salon
In den kunst- und kulturhistorischen Sammlungen finden sich zahlreiche Werke, die das wechselvolle Verhältnis von Mensch und Natur vor Augen führen. Geöffnet ist das Museum für Franken Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 17:00 Uhr. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 4,00 €; Kinder bis 18 Jahren haben freien Zutritt. Ermäßigungskarten kosten 3,00 €. Sonntags zahlen auch Erwachsene nur 1,00 €.