Schoss Seehof, wo die Zitronen blüh’n

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh‘n, im dunklen Laub Sie Gold-Orangen glüh‘n …“ Diese Zeilen von Johann Wolfgang von Goethe aus Wilhelm Meisters Lehrjahre sind für Liebhaber Italiens zu geflügelten Worten geworden, um ihre Sehnsucht zu beschreiben. 

Geschickte Gärtner machen es schon lange möglich, in unseren Breiten die Zitronenblüte und -ernte zu erleben und dafür nicht extra über die Alpen reisen zu müssen. Barockfürsten mehrten ihren Ruhm durch die erfolgreiche Zucht der damals seltenen Früchte. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung wahrt auch dieses kulturelle Erbe. In Seehof bei Bamberg ist sie damit so erfolgreich, dass sie zuweilen Marmeladen aus eigener Erzeugung zum Kauf anbieten kann.

Schloss Seehof war die Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe. In ähnlicher Architektur wie das Aschaffenburger Schloss Johannisberg würde es von 1686 bis 1696 nach Plänen von Antonio Petrini errichtet. Danach erfolgte die aufwendige Gestaltung des Gartens: Terrassen und Alleen wurden angelegt, Wasserspiele und Glashäuser geschaffen. Hofbildhauer Ferdinand Tietz fertigte für den weitläufigen Park mehr als 400 Skulpturen. Herkules und Fama, die Göttin des Ruhms, bekrönen die 1771 in Betrieb genommene und von 1981 bis 1997 wieder instand gesetzte Kaskade.

Viel früher hatte man die Kultivierung der Zitronen und Orangen schon perfektioniert. Jedenfalls ließ Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, der zugleich Erzbischof und Kurfürst von Mainz war, 1725 in seine Mainzer Residenz 3.000 Zitrusfrüchte schicken.

Um die frostempfindlichen Gewächse zu überwintern, erstellte Justus Heinrich Dientzenhofer nach Entwürfen von Balthasar Neumann zwei Orangerie-Gebäude. Die prächtig ausgemalte Pflanzenhalle diente, wenn sie ab Mai ausgeräumt worden war, als Festsaal.

Der letzte Bamberger Fürstbischof Christoph Franz von Buseck ließ 1795 die Zucht der Zitrusfrüchte komplett einstellen. Herzogin Amalie von Bayern hatte laut Inventar von 1827 in Seehof wieder 149 Zitruspflanzen. Nach ihrem Tod wurde der Bestand veräußert.

| Fotos: B. Schneider

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