… auf dem neu erschlossenen Nonnenpfad und am Ziel im Kloster Schönau.
Es herrscht Aufbruchstimmung im Franziskaner-Minoritenkloster Schönau bei Gemünden: Die Hausgemeinschaft ist mit vier Patres und einem Frater so stark wie lange nicht, sodass die Ordensleute die Vielfalt ihres Angebots ausweiteten, den Menschen der Region bei Lebens- und Glaubensfragen zur Seite zu stehen. Und der Förderkreis Kloster und Wallfahrtskirche Schönau e. V. konnte bei den diesjährigen Vorstandswahlen seine Führungsriege verjüngen. Vorsitzender Dr. Gerhard Köhler hat zuletzt viel Energie darauf verwandt, den Nonnenpfad neu zu erschließen. Das ist ein historischer Wanderweg, der vom Tal der Sinn in das der Fränkischen Saale führt. Auf der rund sieben Kilometer langen Tour sind annähernd 270 Höhenmeter zu bewältigen. Franziskaner und Förderer laden wortwörtlich dazu ein, sich aufzumachen.
Für Matthias Risser, bis zum Frühjahr CvD (Chef vom Dienst) des Sonntagsblatts und nun im (Un-)Ruhestand stellvertretender Vorsitzender des Schönauer Förderkreises, ist der Nonnenpfad von Rieneck nach Schönau „ein Spiegelbild des Lebens“: „Zunächst geht es bergauf, mitunter sehr steil. Nach fast der Hälfte der Strecke erreicht man ein Plateau – in diesem Fall heißt es Harres. Man hat bereits viel geschafft, Zufriedenheit stellt sich ein, man ruht sich aus und genießt. Doch es liegt noch ein ebenso langer Weg vor einem. Zunächst geht’s eben weiter. Dann folgen die mehr oder weniger abschüssigen Abschnitte, zuletzt ein Zick-Zack-Kurs nach unten in die ‚schöne Au’. Die Glocke ruft am Ende zum Gebet und zur Einkehr.“
Ursprünglich kein Zurück
Hier besteht Anschluss an den Saale-Weingenussweg. Aufgrund der Etappenlänge eignet sich der allerdings eher für Rad- und/oder Zugfahrer. In Schönau öffnet der Gastwirt sein Haus nur sonntags. Insofern ist es ratsam, den Nonnenpfad werktags in umgekehrter Richtung zu laufen, falls man sich in einem Lokal stärken will vor dem Rückmarsch.
Letzterer war ursprünglich nicht vorgesehen: Die unverheirateten Töchter der Grafen von Rieneck mussten einst den Steinernen Berg und sich selbst überwinden, um im Kloster Schönau als Ordensfrauen einzutreten. Der Volksmund spricht deshalb vom „Weg der Tränen“.
Ordensfrau und Gottesmutter
Freundlich und gar nicht unglücklich blickt die Nonne von den Markierungstäfelchen drein. Dr. Gerhard Köhler, der den Förderkreis mit seinen aktuell 125 Mitgliedern 2013 aus der Taufe gehoben hat und seither leitet, betont: „Um keinen Baum zu beschädigen, sind die Metallschildchen nicht an die Stämme genagelt – nur geklebt.“ Der Spessartbund habe sich darum gekümmert. Parallel dazu habe der Naturpark Spessart seine einheitlichen Wanderwegweiser mit Entfernungsangaben aufstellen lassen. Und im Übrigen verlaufe jetzt ein Stück des Fränkischen Marienwegs (mit dem Signet der Gottesmutter) auf dem Nonnenpfad.
Dr. Köhler versteht es zu motivieren: Er initiierte das Leo-Weismantel-Förderzentrum Karlstadt/Gemünden, war bei seiner Pensionierung 2007 der dienstälteste Schulleiter Bayerns. Für das Projekt „Nonnenpfad“ konnte er die Rathauschefs der drei tangierten Kommunen Rieneck, Gräfendorf und Gemünden begeistern sowie die jeweiligen Touristiker und viele mehr. So lobt er unter anderem die Mitarbeiter der Bauhöfe und die Jugendfeuerwehrler aus Seifriedsburg. Sie schlugen die teilweise zugewucherte Trasse frei und ebneten holprige Stellen. Auf dem höchsten Punkt bei „413 m ü. NN“ wurde ein Rastplatz mit hölzernem Tisch und Bänken sowie bebilderten Infotafeln geschaffen. Den größten finanziellen Beitrag an den Gesamtkosten von etwa 5000 Euro leistete laut Dr. Köhler das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken über die Sinngrund-Allianz.
Am Anfang Zisterzienserinnen
Vom Sinngrund aus kam schon in der Frühzeit des Klosters Schönau freimütige Unterstützung: Als das 1189 von den Freiherren von Thüngen direkt am Saaleufer als Zisterzienserinnenabtei gegründete Kloster Schönau Mitte des 13. Jahrhunderts zu veröden drohte, traten die Grafen von Rieneck als Wohltäter auf, ließen neue Gebäude weiter hangwärts errichten und sorgten ferner für eine Besetzung vorwiegend mit Frauen aus der Adelsfamilie.
Nach segensreichem Wirken der Zisterzienserinnen löste sich die Gemeinschaft infolge von Kriegen und der Reformation 1564 auf. Die letzte Äbtissin Veronika Geyer von Giebelstadt übereignete den Besitz dem Würzburger Fürstbischof. 1699 belebten Franziskaner-Minoriten das Kloster neu. Sie barockisierten es mithilfe des Baumeisters und Stuckmarmorierers Bruder Kilian Stauffer und des Thüngersheimer Malers Georg Sebastian Urlaub. Sie blieben durchgängig präsent sogar über die Säkularisation hinweg. Pater Totnan Schech widersetzte sich 1803 erfolgreich allen Versuchen, ihn umzusiedeln. Man erzählt sich, dass er 40 Jahre später König Ludwig I. von Bayern auf dessen Fahrt zur Kur nach Bad Brückenau eine Petition in die Kutsche reichte. Der Regent gestattete 1843 dem Orden einen personellen Neustart.
Wallfahrer pilgern zur Schönauer Kirche, vor allem seit 1704 die Gebeine der Heiligen Viktor und Antonin aus den Römischen Katakomben in den Seitenaltären beigesetzt wurden. Sie ist im Wesentlichen in ihrem historischen Bestand erhalten. Aber das Konventsgebäude wurde 1975 abgerissen und durch eine Dreiflügelanlage nach Plänen des Würzburger Architekten Walter Schilling ersetzt. Eine neue Begegnungsstätte (Pilgerheim) steht seit 2004 zur Verfügung.
Bier und Spiritualität
Neben ihren Seelsorgeaufträgen in der Umgebung und den Eucharistiefeiern im eigenen Gotteshaus setzen die Patres insbesondere auf Besinnungstage und Einzelgespräche, um die Gläubigen in franziskanischer Tradition zu begleiten.
Mit Frater Tobias Matheis kam „Deutschlands kleinste Klosterbrauerei“ nach Schönau. Ihm ist gestattet, „für den Eigenbedarf“ maximal 200 Liter Bier im Jahr herzustellen. Der examinierte Krankenpfleger ist drei Tage die Woche in der Würzburger Straßenambulanz im Einsatz. So bleibt noch Zeit und Gelegenheit für ein außergewöhnliches spirituelles Angebot in Schönau – zum Beispiel nach einer Wanderung auf dem Nonnenpfad: „Bibel. Bier. Begegnung. Ein himmlischer Dreiklang.“ Bruder Tobias hat in der Seinheimer Kirchenburg zu brauen gelernt. „Für mein unfiltriertes Kellerbier verwende ich vier Malze sowie Hallertauer Bitterhopfen und Tettnanger Aromahopfen“, berichtet er, um die Erwartung auf ein Probiergläschen zu steigern.
Spannend ist’s auch in einer in die jetzige Jahreszeit prima passende Angelegenheit: Kürzlich erhielt der Schönauer Förderkreis die Zusage durch den Bürgermeister von Gemünden, dass die hier im Huttenschloss verwahrte Krippe des Klosters an ihrem einstigen Aufstellungsort zurückgebracht werden soll. Heuer zu Weihnachten klappt dies noch nicht; in Abstimmung mit dem Kunstreferenten der Diözese wird ein Konzept erarbeitet. Es handelt sich um eine Jahreskrippe. Da muss man nicht bis zum Advent 2022 warten, sie zu präsentieren. Beispielsweise könnte man mit der Hochzeit von Kana einsteigen, als das öffentliche Wirken Jesu begann. – Es herrschte Aufbruchstimmung …
| Fotos: B. Schneider